Rückstich-Heftung bei Gewebe ohne Pappenkaschierung?
Gewebe-Einbände für besondere Projekte sind mittlerweile gang und gäbe. So dass es schon besonderer Materialien und außergewöhnlicher Verarbeitungstechniken bedarf, um wirklich ein Kleinod der Druck- und Buchbinde-Kunst zu schaffen.
„vor Tizian nach Monet“ heißt das Meisterwerk von Jochen Plogsties aus Leipzig. Der Künstler und Herausgeber wünschte sich ein Umschlagsmaterial, das in seiner Mehrschichtigkeit zu seinen Werken passt. Gewissermaßen sollte sich die Struktur der Gemälde im gedruckten Werk wiederfinden und auf verschiedenen Ebenen spürbar sein.
In der Druckerei zu Altenburg fand das Gestaltungsbüro Hug & Eberlein aus Leipzig kongeniale Partner, die den Versuch gerne wagten, Digitaldruck auf Gewebe und einer Rückstichheftung als Bindung auszuprobieren. Das alles auf losem Gewebe, denn DOUBLESSE marmorbraun wurde hier unüblich ohne Kaschierung auf Pappe verarbeitet.
Laura Nierth von Druckerei zu Altenburg präzisiert: „Wir bei der DZA hatten bereits in der Vergangenheit eine ähnliche Broschüre als Steppsichtheftung mit einem Gewebe-Umschlag hergestellt, ohne dass das Gewebe auf Papier oder Pappe kaschiert wurde. Mit dieser Erfahrung der besonderen Weiterverarbeitung wurden Dummys mit DOUBLESSE und passendem Inhaltspapier angefertigt, um das Endprodukt in Stärke und Haptik nachzustellen.
Die Umschläge wurden auf der Fujifilm JetPress 720 S im Digitaldruck bedruckt. Zwei Nutzen des Umschlags auf einem Druckbogen (ca. 70 x 50 cm) stellten kein Problem dar und lieferten ein ausgezeichnetes Druckergebnis. Die DZA testet regelmäßig Materialien – auch Gewebe – ob diese auch für den Digitaldruck geeignet sind. DOUBLESSE lässt sich auf der JetPress hervorragend digital bedrucken.
Dafür wurden die Leinenzuschnitte vor dem Druck noch einmal ringsum beschnitten, um eine saubere und glatte Kante zu schaffen. Somit konnte sichergestellt werden, dass während des Druckgangs abstehende Fasern keine technischen Probleme verursachen.
Bei der Rückstichheftung konnte auf die bewährte technische Weise gearbeitet werden. Die Umschläge wurden vor der Bindung im Bund gerillt, damit der Stand genau passte und der Umschlag sauber auf den Inhaltsbogen lag. Anschließend wurden die Inhaltsbogen und der Umschlag gesammelt, mit 2 Klammern im Rücken drahtrückstichgeheftet und in derselben Maschine 3-seitig beschnitten.“
Das Resultat ist eine bestechende Kombination klassischer buchbinderischer Fertigkeit mit moderner digitaler Druckkunst.